in meinen vorstellungen: korrekt. steif. penibel. in wahrheit: chaotisch. laut. provisorisch. eigenartig anders als erwartet. aber: was kann man schon erwarten von einer stadt dessen wahrzeichen ein kleiner, pinkelnder junge ist?
eine dienstreise brachte mich nach brüssel. freiwillig nach brüssel zu fliegen? darauf hättet ihr lange warten müssen. brüssel also. sitz des eu-parlaments. sitz der bananen-krümmungs-regulierungsbehöre. sitz der lobbyisten und steifen anzugträger. im gedanken bin ich jetzt schon eingeschlafen vor fadess und uninteressiertheit an dieser, in meinen gedanken, korrekten und steifen stadt.
zu unrecht, liebe leser. diese stadt ist alles nur nicht korrekt und steif. vielmehr ist sie chaotisch, laut, dreckig, provisorisch, hin und hergerissen zwischen alt & traditionell und jung & modern. ein kongolmerat an kulturen. ein zeichen der ablehnung sämtlicher richtlinien und vorgaben. beispiele gefällig?
was es sonst noch zu sehen gibt neben herumhängenden kabeln und „brüssler“ lösungen? das sollte mir mein kalter-freitags-nieselregen-stadt-spaziergang zeigen. darauf sollte man sich einstellen: in brüssel regnet es oft. eigentlich fast immer. und wenn es noch nicht regnet dann beginnt es sicher bald. also was hat brüssel so zu bieten? erster schritt aus dem hotel: einkaufsstraße. mal nicht so schlecht. preise angeschaut: mir ist schlecht. also kein shoppen. auf dem weg zum ersten hotspot, dem grote markt – flämlich – oder auch grand-place, französisch no na, erblicke ich sie. die pralinengeschäfte – neuhaus, leonidas, elisabeth usw.usf. und, ich lüge nicht, ich war in allen. und, ist klar, als bekennender schoko-junkie: ich bin nicht mit leeren händen rausgegangen.
aber zurück, grote markt also. da zeigt sich das andere brüssel: das gotische rathaus mit dem 97 m hohen turm – ein wahnsinn. die häuser – wie das maison du roi/brootbuis – mit ihren arkaden und verzierungen. oder auch das den brauern gewidmete maison des brasseurs. apropos brauen: belgien hat 1000 biersorten. welches davon den weg in meinen koffer gefunden hat? natürlich eines mit himbeergeschmack. wie oft ich mich auf diesem platz gedreht habe um alle häuser anzusehen? so oft dass wir schwindelig wurde und mich nur mehr eine schokopraline retten konnte.
zu lange unbewegt stehen ging leider nicht – weil kalt – daher weitergehen: zum wahrzeichen der stadt. nein, nicht zur bekanntesten und beliebtesten frittenbude. kleine bemerkung nebenbei: brüssel ist cool, das nationalgericht sind in rinderfett doppelt gebackene pommes mit mayo. wegen zuviel schokopralinen musste ich aber auf dieses kulinarische highlight verzichten. mein weg führte mich zu einem anderen „highlight“: zum manneken pis. ein kleiner, nackter, pinkelnder junge. wahnsinns wahrzeichen, brüssel, muss man schon sagen. ab und zu gibt es das nackerpatzerl auch mal angezogen – mit einem von 800 kostümen.
weiter gehts: vorbei an kleinen kirchen, großen kirchen, parks, wieder einer kirche, so etwas das aussieht wie eine kirche, einem mittelalterlichen turm mitten in der stadt, durch einen christkindlamrkt, vorbei an einem riesenrand, zahlreichen pommesbuden – leider noch immer keinen hunger, vorbei an belgischen waffelhütten – noch immer keinen hunger, durch die galéries royales – wahnsinn die erste überdachte galerie europas – wie innovativ, entlang der rue de bouchers – der fressmeile schlechthin. belgier essen also gerne, ist mir schon aufgefallen, ich hab aber noch immer keinen hunger. es nieselt noch immer und dunkel wird es auch schon. die geschäfte machen um 18 uhr zu. na dann: flieg ich halt wieder nach hause. vier stunden stadtspaziergang reichen. 2 stunden taxifahrt zum flughafen auch.
so, das war brüssel also. eh nett. aber zum glück war ich ja nicht wegen der stadt dort. (sondern wegen der palinen 😉 ) tschüss brüssel.
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[…] das mickrigste wahrzeichen welches ich jemals zu gesicht bekommen habe. (obs sie den battle mit dem pinkelnden jungen von brüssel gewinnt bin ich mir noch nicht […]