Inmitten einer Wüstenlandschaft leben? Ja, aber wenn dann in einer Höhle, wie jenen in Guadix!
Eine Autostunde von Granada ist es aus mit dem orientalischen Zauber. Was man hier, neben hohen Temperaturen vorfindet ist: eine wüstenähnliche Landschaft, ein paar Bäume und verdorrte Gestrüppe, hier und da ein Kaktus, schroffe Felsformtionen und – Höhlen. Denn: Das auf knapp 1000m Höhe gelegene Guadix ist bekannt für seine Höhlenwohnungen, die in das weiche, ockerfarbene Gestein gegraben wurden. Manche von diesen Behausungen gab es schon in der Antike, andere boten 1489 den Mauren Unterschlupf als Guadix von christlichen Truppen erobert wurde.
Im Höhlenviertel – Barrio de Cuevas – findet man sie, die Wohnhöhlen, in denen noch 20% der Bevölkerung Guadix wohnen. So auch Maria, in deren Laden wir uns eigentlich nur ein Wasser kaufen wollten, die uns dann aber einlädt ihre „Cueva“ anzuschauen. Direkt gegenüber wohnt Maria mit ihrem Mann José, der uns ganz freundlich in ihre Höhle bittet. „Esta la cueva de mi familia.“, sagt er über seinen unterirdischen Bau. Der Eingangsbereich erinnert an ein normales Häuschen, mit einer kleinen Terasse und roten Blumentöpfen. Betritt man die kleine Höhle kommt man in kleine Räume mit runden Decken und weiß angemalten, schroffen Wänden. José zeigt uns das Badezimmer, das Schlafzimmer, in dem er mit Maria schläft, das Wohnzimmer und die Küche. Sogar ein Kinderzimmer gibt es in Maria und Josés Höhle. Klein und fein – und vor allem kühl ist sie, die Höhle. Von der „Dachterasse“ aus – einem kleinen Ausstiegspunkt „auf“ der Wohnhöhle überblicken wir das Höhlenviertel von Guadix: Überall wo kleine, weiße Rauchfänge aus den ockerfarbenen Hügeln kommen, ist eine dieser unteriridischen Wohnungen. Manche sind schön renoviert und schauen von außen gar nicht so viel anders aus als ein kleines Häuschen mit Grasdach. Andere wiederrum wirken auch von außen als wären sie richtige, richtige Höhlen.
Und was wäre Guadix ohne die Höhlen? Nicht wirklich viel, wie wir herausfinden, denn das abendliche Guadix präsentiert sich an diesem Sonntag als Geisterstadt. Kaum eine Menschenseele ist auf der Straße, kein Lokal oder Restaurant ist offen, alles versteckt sich hinter geschlossenen Türen und Gardinen. Zum Glück finden wir doch noch ein Restaurant, dass unsere knurrenden Bäuche versorgt, bevor wir zu unserer Unterkunft „Casas Cueva La Tala“ fahren. Und diese ist, wie kann es anders sein in Guadix: eine Höhle.
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Gabriele says
Danke für den schönen Bericht, geniesse es mit zu lesen! Freu mich auf weitere Berichte!