Marrakesch ist für mich Farbe. Marrakesch ist für mich Blau. Nicht irgendein wahlloses Blau, sondern das „majorelle Blue“ des Jardin Majorelle. Und Gelb, wie die Sonnenstrahlen, die die Straßen Marrakeschs erhitzen. Genauso wie es ein blasses Rot-Orange ist, wie die Häuser die in Marrakesch stehen. Und das Türkis oder das dunkle Grün, der kleinen Steine der Mosaike im Palais de Bahia. Marrakesch ist für mich wie ein Malkasten mit all meinen Lieblingsfarben.
Marrakesch wird – aufgrund der roten Häuser – auch „die rote Stadt“ genannt. Unser Driver Mohammed erklärt uns, dass jedes Haus hier rot sein muss. Während die Städte am Meer ganz weiß und blau sind.
Zu Fuß spazieren wir zum Jardin Majorelle – ein Garten, so viel war uns klar, als wir das Grün hinter der Mauer erspähen. Aber was für einer. Gemeinsam mit dem strahlenden Gelb der Tontöpfe, dem grellen Blau des Haupthauses, dem erfrischenden Grün der Kakteen und Palmen und dem satten Magenta der Blütenblätter ist der Jardin Majorelle für mich das schönste Gemälde dieser Welt. Der Jardin Majorelle, ein von Yves Saint Laurent übernommener und gepflegter Garten, etwas außerhalb der Altstadt Marrakesch, ist für mich ein magischer Ort. Im Sonnenschein schlendern wir durch den Garten vorbei an Kakteen aus aller Welt – Afrika, Südamerika, Asien. Kleine, runde, kugelbauchige. Große, schlanke in einem hellen grün die sich gegen den Himmel strecken. Und Palmen – ebenso wie ihre Nachbarn, die Kakteen, klein & breit, flach oder hoch. In blau umrandeten Wasserbecken tümpeln Frösche. An den flachen, seichten Rändern sonnen sich Schildkröten. Und dazwischen leuchtet immer wieder das „majorelle blue“ durch die grüne Stadtoase.
Farben dominieren auch den „Palais de la Bahia“ – einen Palast aus Mustern und Ornamenten. Mit dem Taxi lassen wir uns quer durch die Stadt führen um uns auch dort von den Farben verzaubern zu lassen.
Taxifahren & Shopping – ein Tipp: gut verhandeln zahlt sich aus. Egal ob beim Verhandeln des Fahrpreises oder in den Souks, es ist Hartnäckigkeit gefragt. Unser Erfolgsrezept: Immer einen um mind. 20% geringeren Preis nennen als den, den man auch zahlen möchte. Höchst wahrscheinlich folgt nach dem ersten Preis ein kleines Preis-Ping-Pong. (Folgt es nicht war der Preis den man zahlt wahrscheinlich zu hoch 😉 ) Bis man sich irgendwann mit dem Verkäufer und einem zufriedenen oder weniger zufriedenen „Jalla!“ (universell einsetzbar für: Ok/Los/Beeil dich/Geht schon!) auf einen Preis einigt. Jalla, Jalla!
Im Palais de la Bahia verzaubert jeder Raum mit anderen Farben, Fliesen, Ornamenten. Bis ins kleinste Detail verzierte Holzdecken, kalligraphische Inschriften, unterschiedliche Mosaike schmücken die Räumlichkeiten. Dazwischen liegen traumhafte Innenhöfe in denen Orangenbäume blühen, mit Fensterfronten aus buntem Glas. Die hereinfallenden Sonnenstrahlen werfen ein buntes Farbenspiel auf die so schon bunten Fliesen. Alles hier ist Kunst. Alles hier ist Farbe. Als ich durch die Räume schlendere, in denen heute gerade eine Ausstellung aufgebaut ist, kann ich mir bildlich vorstellen wie es sein muss hier gelebt zu haben: Der Sultan der mit seinem Harem in den Privatgemächern tobt, Haremsdamen die unter den Palmen im Innenhof sitzen, während der Springbrunnen vor sich hinplätschert und die Diener geschäftig durch die Gänge schwirren um Minztee und süße Datteln zu servieren.
Anders muss es wohl in der Medersa Ben Youssef zugegangen sein. Die ehemalige Koranschule steht dem Palast mit seiner Schönheit in nichts nach. Dennoch trifft man hier eine Schlichtheit die man im Palast nicht finden wird: Neben den Mosaiken, dem großen Wasserbecken, Deckenschnitzereien aus Zedernholz, Fresken und Stuckarbeiten findet man auch die kleinen, engen und sehr reduzierten Schlafräume der Schüler. Hier galt es sich auf das Wesentliche zu beziehen – auf die Lehre des Korans.
Die Saadier Gräber liegen im Kasbah Viertel von Marrakesch und verstecken sich hinter einer Moschee. So unscheinbar der Eingang zum UNESCO-Weltkulturerbe ist, so beeindruckend sind die Gräber selbst: 7 Sultane und 62 Familienmitglieder liegen hier unter den Fliesenmustern in Räumen mit massiven Säulen und ebenso prunkvoll verzierten Decken. Die Fliesenfelder am Boden markieren die Gräber. Manchmal sind diese klein, manchmal größer. Manchmal haben sie Steinplatten zur Verzierung, andere sind ganz flach. Kann eine Grabstätte so schön sein? Ja, kann sie.
Übrigens: Auf den jetzigen Friedhöfen außerhalb Marrakeschs findet man – Steine. Hier werden die Menschen mit dem Kopf Richtung Mekka eingegraben. Ein Stein markiert die Füße, ein anderer den Kopf. Erst vor Kurzem haben die Menschen begonnen die Steine zu beschriften um ihre Verwandten auch im Tod wiederzufinden.
Neben den Farben habe ich mich aber vor allem in eines verliebt: in die Türen Marrakeschs. Klingt verrückt, ist es auch ein bisschen. Aber Türen haben hier eine besondere Bedeutung – nicht nur für mich. Sie verbergen hier immer wahre Schätze. Oft sind es die einfachsten Türen hinter denen sich die schönsten Innenhöfe und Riads verbergen.
Meistens findet man an den Türen die „Hamsa“ – die „Hand der Fatima“ zum Schutz vor bösen Geistern „Dschinns“. Eine Hand aus Messing die an den Türen als Klopfer dient. Der Name geht auf Fatima, die jüngste Tochter Mohammeds zurück. Sie wird als sündenfreie Jungfrau verehrt und ist, da ihre Kinder als einzige bis ins Erwachsenenalter am Leben blieben, Mutter aller Nachkommen von Mohammed.
Genug von Marokko? Nein? Dann geht unsere Reise weiter – über den Hohen Atlas, durch das Oasen Tal bis in die Wüste. Mehr dazu im nächsten Blogeintrag.
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Gabriele Wimhofer says
Super Bericht, wie immer Kerstin