Ein neuer Tag in Teheran startet. Nach dem Frühstück mit Hamid, wo ich schon – als hätte ich es immer gemacht – Zitrone auf mein Spiegelei tropfe, starte ich meinen Tag. Auch das U-Bahn-fahren fühlt sich schon fast normal an. Ich wundere mich selbst, wie schnell man sich an neue Gegebenheiten gewöhnt. Zwei Stationen bevor ich aussteige, bricht im Frauenwagon plötzlich eine Diskussion neben mir los. Ein Mann versucht Multifunktions-Heimwerkertools zu verkaufen. Die Frauen lachen ihn aus. Eine der Frauen, die davor bei einem der fahrenden Händler Baumwollunterhosen mit Schmetterlingen in XL gekauft hat, winkt ihn zu sich. So ein Multifunktionstool schadet schließlich nie 😉
Golestan Palast.
Bunte Mosaike, spiegelnde Decken, Marmorböden. Im Golestan Palast beherbergt jedes Gebäude ein weiteres Kunstwerk, das mich zum Staunen bringt. Im Wind Tower starre ich minutenlang an die glitzernde Decke. Ich sehe mich Abertausende Male. „Hi!“, säuselt mir plötzlich jemand ins Ohr. Eine iranische Frau und ihr Ehemann stehen neben mir. „Should I take a photo of you?“, fragt sie mich und grinst. Yes, denn nur Selfies sind ja auch fad auf meinem Blog, denke ich und drücke ihr die Kamera in die Hand. „Stay here“, weist sie mich ein. Klick. „Now here“. Klick.“Over there is nice“. Klick. „And here as well.“ Klick.Ich wandere von einer Ecke in die andere und folge brav. „You are so beautiful. Where are you from?“, fragt mich die Iranerin, als sie mir die Kamera reicht. Ich erzähle ihr woher ich bin und von meiner Reise.“Your are not only beautiful and cute but also strong. Welcome to Iran, Girl!“ #Reiseengel
Der große Bazar.
Ich wandere weiter zum Großen Bazar. Das Gewusel soll am Nachmittag ganz besonders sein. Schon auf der Straße vor dem Haupteingang merke ich die vielen Menschen, die sich herumdrängen. Ich nehme eine Seitengasse in den Bazar und stehe plötzlich in einer fast leeren Gasse. An jeder Seite sehe ich kleine Läden, in denen Stoffe, Gewürze, Spielzeug und Kleidung angeboten werden. Ich gehe weiter. Die wenigen Menschen die mir entgegenkommen sind Männer. Jemand pfeift hinter mir. Ich gehe weiter. „Hello, beautiful!“, höre ich. Ich gehe weiter. Hier fühle ich mich nicht wohl. Ich blättere in meinem Lonely Planet als ich eine Hand dort spüre, wo sie nicht hingehört. Einfach weitergehen, und nicht panisch werden, sage ich mir. Neben mir höre ich plötzlich ein „Hi!“. Ich zucke zusammen. Eigentlich wollte ich ja nur so schnell wie möglich weg, aber aus dem Labyrinth des Bazars rauszufinden ist nicht so einfach. „Hi!“, sage ich also zu dem jungen Mann neben mir. Er fragt mich ob ich Hilfe brauche. Ich glaube er fühlt, dass ich mich unwohl fühle. Ob er mir den Weg zur Metro zeigen kann, frage ich ihn. „Sure“, sagt er und meint „I’ll guide you!“ #Reiseengel
Surprise, Surprise!
Als ich zu Hause ankomme merkt Hamid, dass ich einen anstrengenden Tag hatte. „You need some rest and food“, sagt er zu mir, während wir auf dem Sofa sitzen. Wo er Recht hat. Ich habe bis auf einen frischgepressten Granatapfelsaft noch nichts gegessen.“Take a nap, and in an hour I am taking you out for dinner“, meint er. Ich darf in seinem Bett schlafen,anstatt auf dem Boden im Wohnzimmer. Eine Stunde später stehen wir wieder einmal im Stau und Hamid erzählt mir, dass er ein totaler Weinliebhaber ist und dass er gerne die unterschiedlichsten Speisen probiert. Ich erzähle von Mamas Apfelstrudel, er von Mamas Ash. Jetzt knurrt mein Bauch. Wir erreichen die Moschee, die am Abend ganz bunt beleuchtet ist. Überall hängen die schwarzen Fahnen zur Feier des bevorstehenden Ashura Festivals der Schiiten. Das ganze Land feiert diesen „traurigen Karneval“, wie Hamid ihn nennt, Ende September. „I have a surprise for you!“, grinst Hamid. „Do I have to be scared?“, frage ich.Er greift in eine weiße Box neben dem Eingang zur Moschee und zieht einen Tschador heraus, das typische lange Tuch der Iranerinnen, mit dem sie ihren Körper verhüllen. Ich gehe in einen eigenen Umkleideraum und werfe mir den Tschador über den Körper. Ich schau aus als hätte man mich in ein dunkles Leintuch gewickelt. Bevor ich in den Frauenraum der Moschee gehe, ziehe ich die Schuhe aus. In der Moschee selbst ist es angenehm kühl, alles ist mit wunderschönen Teppichen ausgelegt und die Decke glitzert. Überall sitzen Frauen und lesen, plaudern leise oder surfen am Handy. Es ist gemütlich und ich setze mich an die Wand, lehne den Kopf gegen die kühlen Fliesen und schließe die Augen. Das ist die Ruhe von der Hamid gesprochen hat.
Ash, Lavash und andere Köstlichkeiten!
Als ich die Moschee verlasse, wartet Hamid bereits auf mich. „Dinner! Now!“, sagt er, kurz bevor uns ein Mann Süßigkeiten in die Hand drückt. Die Nachspeise haben wir also schon mal. Hamid führt mich durch den Bazar von Tajtish. Dieser ist kleiner, schöner und ruhiger als der Große Bazar. Auch hier hängen überall die schwarzen Fahnen mit den grünen und roten Schriftzügen für die kommenden Ashura Trauerfeiern. Hamid und ich gehen in eine Art Fast Food Lokal, zumindest schaut es so aus. In der Auslage sehe ich Dolme, gefüllte Melanzani und Paprika. Hamid schaut mich an: „Ready for a second surprise?“, er zwinkert mir zu und bestellt eine Auswahl an Essen für uns. Als wir Platz nehmen haben wir nicht nur Dolme, die gefüllten Weinblätter, sondern auch gefüllte Melanzani und einen Aufstrich aus Paprika und Ei und auch Ash, eine traditionelle Suppe mit Nudeln, verschiedenen Kräutern und Zwiebeln vor uns stehen. Dazu gibt es Lavash, dünnes Brot. Schon allein beim Zusehen springt mein Foodie-Herz höher. Hamid lächelt mir zu. „Welcome to Iran!“ #Reiseengel
Gabriele says
Sooo toll geschrieben kl. Nomadin! Ich liebe das mit reisen! ❤Ein herzliches Danke an deine Schutzengerl!
Karin Posch says
Engel treffen nun mal auf Engel 😉 Wünsche dir noch viele tolle Abenteuer!!!!