Ich fahre mit dem Bus nach Kashan, das etwas südlich von Teheran liegt. Nach dem Frühstück bringt mich Hamid mit dem Auto zur Metro, die mich zum Busbahnhof bringt. Er erzählt mir, dass Kashan konservativer ist als Teheran. Ich ziehe mein Kopftuch zurecht. Am Busbahnhof stehen laut schreiende Männer. „Kashan“ höre ich und marschiere zu dem Schalter. Ich kaufe mir ein Ticket für den VIP Bus um rund 4 Euro, der mich in 3 Stunden nach Kashan bringt.
Please sit here!
Ich steige in den Bus. Eine faltige Frau im Tschador winkt mich zu sich, als ich nach einem Sitzplatz Ausschau halte. Ich setzte mich neben sie und sie lächelt mich freundlich an. Nur zwei Minuten später betritt der Busfahrer den Bus und marschiert auf meinen Platz zu. Er deutet mir aufzustehen. „Sit here!“, sagt er und deutet auf einen Platz im hinteren Bereich des Busses. Ich packe mein Zeug und gehe nach hinten. Meine neu gewonnene Freundin legt den Kopf schief. Neben sie setzt sich ebenfalls eine Frau im schwarzen Tschador. Gleich und Gleich gesellt sich hier gern. Weitere zwei Minuten setzen sich zwei ältere Männer in die Reihe neben mich. Der Busfahrer kommt wieder angestapft und fuchtelt mit seinen Armen vor meinem Gesicht herum. „Please, come here!“, murrt er und ich packe also wieder mein Zeug. Auch hier passe ich als europäische Frau nicht hin. Dieses Mal werde ich auf einen Platz neben eine junge Frau im vorderen Teil des Busses gesetzt. Nach weiteren 5 Minuten und 2 anderen Sitzplätzen habe ich schließlich und endlich meinen Platz gefunden. Ein Einzelplatz am Fenster.
Die Gabe zu Schenken.
Ich höre Musik und schaue aus dem Fenster, als mich plötzlich jemand an meiner langärmeligen Weste zupft. Ich schau neben mich. Eine alte Frau, ebenfalls im schwarzen Tschador, streckt mir ein Plastiksackerl mit Obst & Gemüse entgegen. Ganz dem „Tarof“ entsprechend, lehne ich einmal ab und nicke freundlich. Vehement streckt sie mir das Obst erneut entgegen. Ich lächle und nehme einen Apfel. Sie steckt mir eine Gurke zu. Im nächsten Säckchen sind Nüsse, die sie mir ebenfalls zuschiebt. Den Snack, den mir der Busfahrer ausgeteilt hat – eine süße Bisquittorte – stecke ich getrost in meine Tasche für später. Ich schiebe mir eine Nuss in den Mund und lächle der alten Frau zu. Sie lächelt zurück. #Reiseengel
Unterirdische Städte, überirdische Gärten, der Holy Shrine…
Nachdem ich mein Zimmer am Dach des Ehsan House in Kashan bezogen habe, fahre ich mit Mohammed, meinem dicken Taxifahrer, gleich weiter nach Nushabad. Mohammed spricht kein Englisch. Wir verständigen uns mit Händen und Füßen, aber es klappt irgendwie. „Where are from?“, fragt er. „Autriche“, sage ich, da man das hier eher versteht als „Austria“. „Ahhhh!“, sagt er. Als wir in Nushabad, einer unterirdischen Festungsanlage aussteigen, begleitet er mich bis zum Ticketschalter und setzt sich dann auf einen Stuhl, um auf mich zu warten. Ich schau mir die unterirdische Festungsanlage an, die engen Gänge, mit den Falllöchern für Feinde, die winzigen Nischen um sich zu verstecken und die ausgeklügelte Wasseraufbereitungs- und auch Belüftungsanlage. Als ich wieder zum Eingang zurückkomme um Mohammed abzuholen, lehnt sein großer runder Kopf an der kalten Steinmauer. Er schläft. Wir fahren weiter. Im Fin Garden, einem von der Unesco geschützten Garten, stecke ich meine Füße in die kleinen Pools, die sich durch den Park schlängeln. Ich packe mein Notizbuch aus und schreibe, während mir das Wasser die Fußsohlen kühlt. Unser nächster Stopp ist der Holy Shrine of Hazrad Mohammad Halil. Als wir im Holy Shrine ankommen, begleitet mich Mohammed wieder zum Eingang. Aus einer weißen Box holt er einen Tschador raus. Ich nehme ihm das Tuch ab und werfe es mir über die Schultern. Alles kein Problem mehr für mich, wäre da nicht das Fotografieren und gleichzeitige halten des Tschadors vor dem Körper. Aber diesen Ort muss man festhalten: Er glänzt in den schönsten Farben, die Spiegel am Hauptportal blenden mich und man hört den Brunnen in der Mitte des Platzes leise plätschern. Unter dem Tschador wird es plötzlich heiß und ich flüchte wieder in den Frauenteil der Moschee. Hier ist es kühl und ich nehme mir ein paar Minuten um zur Ruhe zu kommen.
Und ein bisschen Pistazieneis!
Am nächsten Morgen geht es bereits weiter nach Isfahan. Mohammed ist wieder da, er wartet schon auf mich. Ich hieve meinen schweren Rucksack auf den Rücksitz und steige zu ihm ins Auto. Ich habe noch 30 Minuten bis der Bus abfährt. Ich bin gestresst. Wir fahren los. Der Verkehr stockt. Und plötzlich stoppt auch Mohammed das Auto und parkt sich an den Straßenrand. Er deutet mir sitzen zu bleiben. „Echt jetzt?“, denke ich mir genervt. Draußen hat es 34 Grad, im Auto gefühlte 100. Ich wische mir über die Stirn. Das Kopftuch macht alles noch schlimmer. Ich bin genervt. Plötzlich geht die Türe wieder auf, Mohammed steigt ein und drückt mir eine mit Pistazieneis gefüllte Waffel in die Hand. Er grinst und die runden, geröteten Backen blasen sich noch mehr auf. Ich lege meine Hand aufs Herz um „Danke“ zu sagen. Er die Seine. Und dann beißen wir beide genüsslich in die kalte Eiswaffel. #Reiseengel
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