Wir stehen bei der Busstation, die in Wahrheit mehr eine Stange mit drei Nummern ist. Ein bunter Bus mit der Nummer 152 fährt an uns vorbei. „Olivos“ steht in dekorativen blau-roten Farben darauf. Obwohl die Nummer auf der kleinen Tafel am Ende der Stange steht, hält der Bus nicht und fährt an uns vorbei, weiter durch die breite Allee, in der überall die lila Jacarandabäume blühen, die ich bereits nach 2 Tagen lieben gelernt habe. Ich grinse und erinnere mich an heute Morgen: An meine erste Busfahrt mit einem „colectivo“, die alles andere als glatt ging und die mich 20 Minuten extra Fußweg gekostet hat. „Der!“, sagt Verena plötzlich neben mir und ich strecke wie auf Kommando meine Hand auf die Straße und krame mit der anderen Hand meine Karte aus der Tasche. Der Bus hält, wir steigen ein. Ich lege meine aufgeladene Sube Karte an den Ticketcounter und schaue den Busfahrer an. „La Boca!“
Bunt, bunter, La Boca.
Nach 30 Minuten Fahrzeit wird es vor den Busfenstern immer bunter. Die grauen Häuser weichen gelben, roten, blauen Hausfassaden. An den noch freien, grauen Hauswänden lacht mir Diego Maradona mit seinem Fußball entgegen. Auf den Balkonen winken bunte Puppen zu den Menschen hinab. Willkommen in La Boca.
Der Bus hält und wir steigen aus. Ich blinzle in den Malkasten. Vor mir erstreckt sich Caminito – ein recht touristischer Fußgängerweg durch das Viertel – und eine Szene, die aussieht, als hätte man einem Kind einen bunten Malkasten gegeben: Der gepflasterte Steinboden ist ein Mosaik aus lila, gelb, rot, grün angemalten Steinen und die Häuser leuchten. Überall sind bunte Graffitis und ein Souvenirladen reiht sich an das nächste Restaurant. Bunte Girlanden schwingen sich über die Straßen. „Hola guapa!“, höre ich es neben mir. „De donde vas?“ „Comida?“, ruft der nächste. „La Boca juniors! La Boca juniors“. Plötzlich stehe ich inmitten einer Gruppe Schulkinder, die mit ihren Schuluniformen durch die Straßen ziehen und lauthals den berühmten Fußballclub der Boca Juniors anfeuern. Ich drehe mich im Kreis und fühle mich fast wie in einem bunten, lauten Kaleidoskop. Hier sind nicht nur die Farben schreiend, sondern auch die Menschen.
Ruhe in San Telmo.
Als wir hier aus dem Bus aussteigen, ist es plötzlich viel ruhiger. Die bunten Häuser sind wieder grauer, auf kleinen Balkonen stehen Tontöpfe voller Blumen. Ein Antiquitätenladen reiht sich an die nächste Galerie oder eine Tango Bar. Nur die gepflasterten Straßen sind geblieben. Wir schlendern über den Plaza Dorrego, auf dem sonntags ein großer Antiquitätenmarkt ist, vorbei an kleinen Lokalen und netten Cafés. Ich denke an Wien und seine gepflasterten Straßen. An Italien und seine niedrigen Häuser, mit den schmalen und verzierten Balkonen. Ein Blick auf die Straßenschilder zeigt: wir sind in Boliviar. Ich grinse in mich hinein. Wenn es nämlich nach den Straßennamen von Buenos Aires geht, ist man schneller in Peru, Frankreich, Florida und auch in Austria, als mit jedem Flugzeug.
Einmal Fleisch, bitte!
Mein Magen knurrt und zum Glück nicht nur meiner alleine. Und so suchen Nina, Verena und ich das nächst beste Lokal um einzukehren. Nach einer leider geschlossenen Empfehlung fallen wir wie hungrige Löwen in einem Parrilla ein. Bisher gab es für mich nur Empanadas – die typischen südamerikanischen und mit Schinken, Käse oder anderen Köstlichkeiten gefüllte Teigtaschen. Morgens gibt es bei Mirta immer einen Pulvercafé und ein „pan tostado con dulce de lece – ein getoastetes Brot mit einem köstlich süßen Milchaufstrich. Jetzt ist es einmal Zeit für Fleisch! Die Kellnerin reicht uns die Karten. Einen Blick und zwei Minuten später sind wir uns sicher: Einmal Steak bitte. Als kurze Zeit später ein Holzbrett voll Fleisch und ein Pinguinkrug Wein vor mir steht, bin ich im 7. argentinischen Himmer. Und zwar auch wegen dem Pinguinkrug 😉 Buen provecho y Salud!
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