Der Bitte der Nomaden-Frau, meine Eindrücke über Ecuador in Worte zu fassen, komme ich gerne nach. Das südamerikanische Land bietet vieles, aber eines ganz bestimmt nicht: Langeweile. Es ist bunt, laut, leise. Schneebedeckte, aktive Vulkane, einzigartige Natur – egal ob im Dschungel oder auf den Galapagos-Inseln, wunderschöne Strände und ganz unterschiedliche Erfahrungen mit Einheimischen. So viel bot das Land, und so viele erste Male für mich: Das erste Mal alleine im Flugzeug, das erste Mal so wirklich weit oben (Quito auf 2.850 Metern war noch lange nicht alles!), das erste Mal mit Rucksack unterwegs, das erste Mal Canyoning, das erste Mal schnorcheln und dann gleich von einer Schildkröte attackiert geworden, das erste Mal wirklich reisen und kein klassischer Urlaub, das erste Mal Silvester außerhalb Europas, das erste Mal Couchsurfen, das erste Mal Tattoos stechen lassen, das erste Mal am Surfbrett, das erste Mal am Bike auf einem Vulkan – im Schnee – und das erste Mal mit der Liebe meines Lebens für 2.419.200 Sekunden in diesem ganz wunderbaren Land unterwegs. 28 Tage im Hochland, im spannenden Dschungel, im Outdoorparadies Baños, im hektischen Guayaquil, auf den atemberaubenden Galapagos-Inseln, im Surferparadies Montañita.
Ein Lächeln.
Unser Abenteuer starteten wir in Quito. Die Hauptstadt liegt auf 2.850 Metern Höhe – man würde meinen, dass diese Höhe einem Bergbuben nichts ausmacht… doch irgendwie fiel es meinem Magen/Darm doch nicht so leicht, sich daran zu gewöhnen. Das „koloniale Juwel der Anden“, wie Quito genannt wird, ist für Architekturfans wie ich es bin auf jeden Fall einen Besuch wert. Dennoch: Die Menschen sind kühl. Man macht seine Sachen. Man fragt nicht wirklich nach. Man interessiert sich nicht für dich. Außerhalb der Hauptstadt schaut das glücklicherweise anders aus: In Otavalo beispielsweise wird man am weltbekannten Indiomarkt angelächelt. Und wenn man einmal nichts kauft, dann wird das ohne lange Diskussion so hingenommen. Dieses wir-haben-wenig-sind-trotzdem-
A propos Essen und Trinken: Aufgrund des Klimas in Ecuador wächst und gedeiht dort wirklich (fast) alles. Doch leider spiegelt sich das in der Gastronomie nicht wirklich wieder. Die ecuadorianische Küche ist leider kein Gaumenschmaus. Mais und Kartoffeln sind die Grundlage aller Speisen. In so vielen Variationen habe ich Mais noch nie gegessen: gekocht, roh, frittiert, geröstet. Selbiges gilt für die Kartoffel. Obst und weiteres Gemüse sind als Beilage leider oft Mangelware, obwohl die Märkte so bunt und voll damit sind. Dennoch: Der Fisch in den Küstengebieten – einfach nur muy bien! Und leider kam Ecuador auch meiner Kaffeesucht nicht nach. Ein Freund des dort hochgeschätzten Löskaffees werde ich wohl nie werden. Was ich aber für mich entdeckte: Batido de banana y piña, ein Milchshake mit Banane und Ananas. Da kann kein Smoothie der Welt jemals mithalten. Versuche, den Batido auch Zuhause zu machen, scheiterten bisher kläglich. Ich übe weiter!
Die Abenteuer.
Neben Mountainbiken am Cotopaxi, wandern am Quilotoa, mit Millionen Moskitos im Rio Napo baden, Canyoning in Baños, zugfahren in Alausí, surfen in Montañita – inklusive Rippenprellung- waren die Galapagos-Inseln das absolute Highlight. Einfach nur traumhaft. Teilweise fühlt man sich Millionen Jahre zurückversetzt. Kein Mensch, kein Haus, kein Verkehr. Nur Leguane, die in der Sonne liegen. Vögel, die an Klippen brüten. „Leider“ hat es sich der Mensch zur Aufgabe gemacht, dieses Gebiet – die Inseln, touristisch zu erschließen. Noch sind die Inseln kein wirklicher Ort für den Massentourismus. Wir hatten, wenn man so will, noch Glück. Wobei: Die Isla Santa Cruz ist schon ziemlich touristisch entwickelt, auf der Isla Isabela beginnt die Erschließung: Der Hafen wird gerade ausgebaut, an jeder dritten Ecke stehen Baukräne oder bestehende Hotels bauen einen zweiten, dritten Stock drauf. Aber es hat dennoch diesen ganz speziellen Flair. Dieses Zusammenspiel endemischer Arten mit dem Menschen, Robben, die Parkbänke okkupieren, einfach das Paradies auf Erden – und den Sonnenbrand meines Lebens! Wir werden noch lange an unsere 8-tägige Reise auf Galapagos zurückdenken.
Natürlich macht eine Traumreise nur mit der richtigen Reisebegleitung so richtig Spaß. Es sind die Momente, die man sofort teilen will. Dinge, die man sieht und seiner Liebsten sofort zeigt. Gemeinsam lachen. Gemeinsam weinen. Zusammen erleben. Und nachdem mein Orientierungssinn leider nicht vorhanden ist, brauche ich die Nomaden-Frau um nicht verloren zu gehen. Ich brauche sie mit ihren Spanischkenntnissen, damit ich nicht verhungere. Ich brauche sie, damit sie mir Augentropfen gibt. Und ein bisschen braucht sie mich auch, damit sie sich an meine Schulter kuscheln kann. Auf ins nächste Abenteuer: Wir sind bereit!
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